Neue CD: Anton Eberls Streichquartette op. 13 mit dem casalQuartett bei Solo Musica – Weltersteinspielung
Ungemein zupackend und erfrischend musiziert
Das casalQuartett hat sich als vielfach prämiertes Schweizer Ensemble auch als entdeckungsfreudige Formation einen Namen gemacht. Mit seinem neuesten Projekt „ReDiscovered“ widmet sich das casalQuartett nun dem in Wien geborenen Komponisten Anton Eberl (1765 bis 1807) und dessen drei Streichquartetten op. 13 in einer Weltersteinspielung. Felix Froschhammer, Rachel Späth (Violine), Markus Fleck (Viola) und Sebastian Braun (Violoncello) machen deutlich, dass Eberl trotz der stilistischen Nähe zu Mozart und später zu Beethoven durchaus eine individuelle und eigenständige musikalische Handschrift besitzt. Sie ist harmonisch extrem vielseitig und sorgt immer wieder für Überraschungen. Leider verstarb Anton Eberl während seines kometenhaften Aufstiegs. Dies ist wohl einer der Gründe, warum seine Werke relativ unbekannt geblieben sind. Anton Eberl war auch einer der profiliertesten Pianisten seiner Zeit. Darüber weiß man heutzutage fast nichts. Und seine Streichquartette hat überhaupt noch niemand beachtet. Wie schade das ist, das demonstriert diese auch akustisch ansprechende CD-Aufnahme.
Eberl hat diese drei Streichquartette seinerzeit dem russischen Kaiser Alexander I. gewidmet und höchstpersönlich nach St. Petersburg gebracht. Die Unisono-Passagen stechen im eröffnenden Satz des ersten Quartetts in Es-Dur in reizvoller Weise hervor. Der zweite Satz besitzt den facettenreichen Charakter einer wuchtigen französischen Ouvertüre. Und die Violine beeindruckt mit einem ausdrucksvollen klagenden Gesang. Das Scherzo vermittelt nach dem eindringlich musizierten Andante einen rastlosen Eindruck, es gemahnt an eine dichte Erzählung. Das zweite Streichqartett in D-Dur von Anton Eberl erinnert im ersten Satz an Mozarts Lied „Komm lieber Mai und mache“ – die kontrapunktischen Verdichtungen dieses Satzes sind in jedem Fall bemerkenswert. Verschobene Akzente und rhythmische Taktaufhebungen lassen diese Komposition sogar modern erscheinen. Elektrisierende Spannung ist hier auf dem Vormarsch. Chromatische Rückungen lassen auch das nachfolgende Adagio non troppo in G-Dur ungemein modern erscheinen. Das Zusammenspiel aller Gruppen wirkt hier ausgesprochen beglückend. Im Finale besticht nicht nur das Fugato, sondern es beeindrucken den Hörer auch choralartige Einschübe.
Dramatisch wirkt dann das dritte Streichquartett in g-Moll op. 13, das zu den anderen Quartetten einen bemerkenswerten Kontrast bietet. Das Allegro stürmt hier in „Agitato“-Manier vorwärts. Auch die Bariolage-Passage der ersten Violine über drei Saiten erhöht die spannungsgeladene Dramatik. Das Menuett mit seinen Sforzati wirkt geradezu erfrischend. Und diese Sforzati triumphieren auch im Finale, dessen Coda plötzlich in Dur endet.
Alexander Walther