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PRAG/ Státní Opera: RUSALKA. Referenz-Inszenierung

29.04.2022 | Oper international

Antonín Dvořák: Rusalka • Státní Opera Praha • Vorstellung: 28.04.2022

(204. Vorstellung • Premiere am 05.05.2005)

Referenz-Inszenierung

Mit der Inszenierung von Dvořáks Meisterwerk durch Zdeňek Troška hat die Staatsoper Prag ein Juwel im Repertoire. Troškas Herkommen von Film ist unverkennbar und macht einen Grossteil des Reizes der Produktion aus.

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Foto © Zdeňek Sokol

Zdeňek Troška inszeniert höchst musikalisch und immer eng am Libretto. Hier darf «Rusalka» noch ein Märchen sein, der Wassermann in sauberem Wasser leben und der Prinz einen wahrhaft königlichen Palast haben. Gerade die Einblendungen fliessenden Wassers in verschiedensten Formen ergeben zusammen mit dem Geäst und Bäumen und sparsamen Einsatzes von Nebel im ersten und dritten Akt die kaum in Worte zu fassende Poesie der Produktion. Das eingeblendete Schloss und der mit seinen Begleitern durch eine winterliche Landschaft reitende Prinz erinnert unweigerlich an «Drei Haselnüsse für Aschenbrödel» (1973, Regie: Václav Vorlíček). Für den zweiten Akt hat Bühnenbildner Milan Ferenčík einen herrlichen, bestens zum Haus und nahen Bahnhof passenden Jugendstil-Innenraum entworfen. Die Kostüme von Josef Jelínek unterstützen die Pracht der Inszenierung mit ihrer grossen Ästhetik. Die Choreographie der Nymphen verantwortet Dana Morávková.

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Foto © Zdeňek Sokol

Pavla Vykopalová springt als Rusalka für Alžběta Poláčková ein und gibt mit ihrem gepflegten, herrlich tragenden Sopran eine Nymphe wie sie sich Dvořák vorgestellt haben dürfte. Richard Samek singt den Prinz mit viel Schmelz und Leidenschaft. Die Interpretation gerät so etwas rustikal und würde vielleicht besser zu einem Jenik als zu einem Prinzen passen. Oleg Korotkov gibt einen stimmprächtigen Wassermann von natürlicher Autorität. Andrea Tögel Kalivodová legt die Hexe Ježibaba mit frei strömendem Mezzosopran diskret furchteinflössend an. Jiří Hájek gibt mit prächtigem Spiel-Tenor einen Jäger, wie Dvořák ihn sich gedacht haben könnte. Anda-Louise Bogza als Fremde Fürstin, Hana Jonášová, Sylva Čmugrová und Alžběta Vomáčková als Elfen, Erika Vocelová Jarkovská als Küchenjunge und Jan Ježek als Förster ergänzen das superbe Ensemble.

Die Krone des Abends gebührt dem Orchester der Staatsoper Prag und besonders dessen Bläsern unter musikalischer Leitung von Rastislav Štúr: farbiger, prächtiger, stimmiger kann man die Partitur kaum zu Gehör bringen.

Eine der populärsten Produktionen der Staatsoper Prag, die als Referenz-Inszenierung gelten darf. Wer es «regielastiger» mag, kann die «Rusalka» des Nationaltheaters wählen.

Weitere Aufführungen: 05.05.2022, 13.05.2022, 18.05.2022, 24.05.2022 und 29.05.2022

30.04.2022, Jan Krobot/Zürich

 

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